Siegerin German Craft Skills: „Aufgeben ist keine Option“

10. Februar 2025
Lea Wybranietz ist die diesjährige Siegerin der German Craft Skills im Frisuerhandwerk, Foto: Bern Beikirch

Lea Wybranietz hat den Bundesentscheid der „German Craft Skills“ im Friseurhandwerk gewonnen. Schon in ihrer Ausbildungszeit hat sie Biss bewiesen – ihr Weg war weder gradlinig noch einfach, wie sie im Interview mit TOP HAIR erzählt.

TOP HAIR: Herzlichen Glückwunsch zu Ihrem besonderen Erfolg! Hatten Sie damit gerechnet?

Lea Wybranietz: Ehrlich gesagt, nein. Die anderen Teilnehmer waren unglaublich gut, und es war sehr knapp – der Zweitplatzierte lag nur zwei Punkte hinter mir. Ich bin ohne große Erwartungen angetreten, nach dem Motto: „Ich kann nur gewinnen, nicht verlieren.“ Ich wusste zuvor auch gar nicht, dass es solche Wett bewerbe gibt. Ich habe meine Ausbildung abgeschlossen und kurz darauf kam ein Brief von der Handwerkskammer, in dem mir gratuliert wurde: Ich war Kammersiegerin und wurde zur Deutschen Meisterschaft eingeladen. Für den Vorentscheid auf Landesebene hatte ich dann nur eine Woche Zeit und habe ganz normal im Salon gearbeitet. Abends habe ich dann mit Puppenköpfen geübt – oft bis spät in die Nacht. Für den Bundesentscheid wurde mir ein Trainerteam zur Seite gestellt. Petra Böll und Carmen Frey, beide erfahrene Trainerinnen, haben mir geholfen. Wir haben an den Arbeiten gefeilt, und sie haben mir gezeigt, was noch besser oder feiner sein musste.


Wettbewerbe haben den Ruf, altbacken und praxisfern zu sein. Wie sehen Sie das?

Das sehe ich anders! Bei einem Wettbewerb lernt man wahnsinnig viel – neue Techniken, kreative Ansätze, und man wächst auch persönlich. Es geht nicht nur um handwerkliches Können, sondern auch darum, die eigene Kreativität auszuleben und sich selbst herauszufordern. Ich liebe meinen Beruf und dieser Wettbewerb hat mir gezeigt, wie viel Potenzial in mir steckt. Es war eine Kopfsache und eine handwerkliche Herausforderung zugleich – eine Erfahrung, die ich nie vergessen werde. Und ich hatte riesige Unterstützung durch meinen Chef: Er hat mir alle Kosten vorgestreckt, die ich für die Vorbereitung brauchte – von Puppenköpfen bis zu Fachmaterialien. Obwohl das für ihn alles genauso neu war wie für mich.

Ihre Ausbildungszeit lief nicht gradlinig, Sie haben zweimal den Betrieb gewechselt.

Es gab tatsächlich sehr viele Komplikationen in den ersten beiden Betrieben, und es hat einfach nicht mehr gepasst. Ich musste mir zweimal zwingend etwas Neues suchen. Durch Kontakte bin ich zu meinem aktuellen Salon gekommen. Erst kurz vor Weihnachten hatte ich dort eine Woche Probearbeit, um zu sehen, ob es passt. Und seitdem bin ich geblieben. Die Zeit bis dahin war herausfordernd, aber lehrreich. Jede Erfahrung, auch die schwierigen, haben mich weitergebracht. Rückblickend war das alles für etwas gut. Wahrscheinlich hätte ich meinen jetzigen Betrieb – meinen „Jackpot-Betrieb“ – nie gefunden, wenn ich diese Umwege nicht gegangen wäre.

Was hat Sie motiviert, die Ausbildung trotzdem abzuschließen?

Das hat eine Vorgeschichte: Nach der Schule wusste ich überhaupt nicht, was ich machen wollte. Ich habe gesehen, wie unzufrieden andere mit ihren Ausbildungen waren, und wollte das für mich nicht. Ich habe eineinhalb Jahre verschiedene Praktika und Minijobs gemacht, um mich zu orientieren. Ich habe alles ausprobiert: Gastronomie, Kindergarten, Erzieherin, Altenpflege, Industrie und sogar eine Lackiererei. Das längste Praktikum war schließlich im Friseurbereich, und das hat mich überzeugt. Und egal, wie viele Tiefs ich in meiner Kindheit, Schulzeit oder Ausbildung erlebt habe, Aufgeben war für mich nie eine Option. Ich habe immer gedacht: „Wie will man denn vorankommen, wenn man aufgibt?“

Was zeichnet für Sie einen guten Ausbilder aus?

Ein guter Ausbilder sollte zuhören können und Verständnis zeigen. Beidseitiger Respekt ist auch sehr wichtig, sowohl vom Ausbilder als auch vom Azubi. Teamarbeit ist ebenfalls essenziell, und leider gibt es das nicht überall. In der Ausbildung muss man auch gefördert werden. Viele Betriebe blocken jedoch ab, statt Vertrauen zu zeigen und den Azubi zu motivieren.

Wie sehen Ihre weiteren Pläne aus?

Der Bundesentscheid war das Höchste, was es in Deutschland gibt. Jetzt starte ich im Januar mit der Meisterschule, worauf ich mich sehr freue. Danach plane ich, je nach Möglichkeit, vielleicht die Teilnahme an der Weltmeisterschaft. In der ganz fernen Zukunft möchte ich mich einmal selbstständig machen, aber ich denke, ich werde meinem jetzigen Salon immer verbunden bleiben.