Friseur & Filmemacher Manuel Wester aus Berlin: „Friseur sein ist so viel mehr.“

21. Februar 2025

Manuel Wester aus Berlin ist ein begeisterter Hairstylist, der mit Spaß und Unternehmungslust zeigt, wie vielfältig der Beruf sein kann. Vor kurzem kam sein erster Film ins Kino.

Ein Lieblingslied von Manuel Wester ist „Ich mach mir die Welt, Widdewidde, wie sie mir gefällt“ von Pippi Langstrumpf. Das heißt aber nicht, dass er blauäugig wäre oder wie Pippi einen Koffer voller Goldstücke hätte. Er ist ein leidenschaftlicher Friseur, der sechs Tage die Woche oft 12 Stunden arbeitet – oder besser gesagt, seinen Beruf lebt. Und zwar mit Vergnügen.

Privates und Berufliches lässt sich bei ihm kaum trennen. „Ich investiere alles in meine Karriere“, sagt er und meint damit Zeit, Energie und Geld. „Egal wie viel ich verdiene, am Ende ist das Geld immer weg.“ Das liegt unter anderem daran, dass er einem zukünftigen Mitarbeiter aus Kolumbien einen Deutschkurs vorfinanziert, dass er bei der Einwanderungsbehörde einen kostenpflichtigen Eilantrag für die Bearbeitung der Arbeitserlaubnis eines Kollegen aus Marokko stellt.

Filmprojekt „Mähnen der Welt“

Oder weil er beschließt, einen Film zu produzieren. Im Frühjahr hatte der mit dem Titel „Mähnen der Welt“ Premiere. Manuel Wester und sein Team sind für das Projekt nach Kolumbien gereist, haben das Land erkundet und sich angeschaut, wie Friseure dort arbeiten. Der eine hat seinen Stuhl vor einer Wellblechhütte auf der Straße, der andere empfängt in einem Hochglanzsalon, wie es ihn auch in Berlin, Hamburg oder München geben könnte.

Das Filmprojekt war eine fixe Idee und was sich Manuel Wester vornimmt, setzt er durch gegen alle Widrigkeiten und ganz besonders dann, wenn andere meinen, „das schaffst du nie.“ Ein nächster Film, der nach Pakistan führt, ist bereits in Vorbereitung. Weitere könnten folgen.

Ich bin neugierig, will in Bewegung bleiben, Menschen kennenlernen und miteinander in Verbindung bringen.

Die Kolumbienreise, der Film, die neuen Kontakte waren eine Bereicherung, Inspiration und Motivation für ihn und vor allen Dingen auch sein Team. „Es geht mir darum, zu zeigen welche Möglichkeiten der Beruf mit sich bringt. Friseur sein kann so viel mehr bedeuten als Haareschneiden.“ 

Boutique Hairstyling – Friseursalon Marke Eigenbau

Manuel Wester, Sohn eines Schlossers und einer Bäckerin, ist in Papenburg im Emsland aufgewachsen. „Showmoderator oder Innenarchitekt waren meine ersten Berufswünsche“, erinnert er sich. Seine Eltern bestanden allerdings auf einer soliden handwerklichen Ausbildung. Der Vater empfahl etwa eine Maurerlehre vor dem Studium der Innenarchitektur. Das war keine Option für den jungen Mann. Da Manuel seinen Mitschülerinnen schon immer gerne die Haare frisiert hatte, schlug seine Mutter schließlich den Friseurberuf vor.

Im Nachhinein wundert Manuel Wester sich, dass er nicht selbst auf die Idee gekommen war. Die Entscheidung zur Lehre war „auf jeden Fall goldrichtig“, strahlt er. Mit 17 ging er dafür nach München zu Lipperts Friseure und beendete sie 2012 als bester Geselle Deutschlands. Ein Angebot aus Berlin folgte prompt. Seit acht Jahren ist er jetzt selbständig, seit zwei Jahren in seinem „Studio AKA Wester – Boutique Hairstyling“ in Berlin-Mitte an der Grenze zu Kreuzberg.

Tatsächlich hat der Salon das Flair einer eleganten Boutique und könnte Teil eines kleinen coolen Boutiquehotels sein. „Ich habe mich hier vor der Eröffnung sechs Wochen eingeschlossen und die ganze Einrichtung selbst gebaut“, erzählt er. „Von meinem Vater habe ich gelernt zu schweißen, zu tischlern und vieles mehr, so konnte ich die Spiegel bauen, die Holztische anfertigen, die Decken abhängen, die Elektrik verlegen, und und und.“ 

Salon und Schönwetter-Café in Berlin Mitte

Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Das STUDIO AKA WESTER in einem modernen Neubau mit großen Fenstern ist ein Mix aus Industrial-Elementen, die mit eleganten Goldakzenten kontrastieren. Zeitgemäß modern wirkt der 75-Quadratmeter-Salon mit den sechs Schneide- und zwei Waschplätzen. Gleich am Eingang werden Kundinnen und Kunden von einer Bar empfangen, an der sich nicht nur die Wartezeit angenehm vertreiben lässt. Manuel Wester hat eine Ausschankgenehmigung. Im Sommer stehen draußen Tische und Stühle. Dann wird der Salon zu einem Schönwettercafé, in dem man sich auch ohne Haarschnitt auf einen Drink verabreden kann. Zum Midnight-Styling am Donnerstag von 18:00 bis 24:00 Uhr kann jeder und jede ohne Termin vorbeischauen. Klubatmosphäre verbreitet ein DJ.

Bei Manuel Wester geht es neben dem Handwerk immer um Kommunikation, um eine Community. So hat er auch ein Ladies-Dinner im Angebot. Dazu gehören neben Schnitt und Styling die Champagner-Flatrate und ein Sechs-Gänge-Menü. Motto: „Gemeinsam kommen macht glücklich.“ „Am lustigsten und interessantesten ist es immer, wenn sich die Damen vorher nicht kannten“, so seine Erfahrung. Ein zweiter Salon ist in Gedanken schon fertig, ein Mietvertrag muss noch unterschrieben werden. „Es soll ein Charing-Konzept sein, mit Friseursalon, Café, Co-Working-Space, wechselnden Ausstellungen und diversen Events. Eine Art Members Club und kommunikativer Treffpunkt“, erklärt er. 

Film & Family – das Glas ist halb voll

Bei der Filmpremiere in Berlin saßen seine Familie, Vater, Mutter und die ältere Schwester in der ersten Reihe und applaudierten. Mit auf der Bühne stand sein Cousin, der ein Praktikum im Salon macht und Teil des Filmteams war. „Der Unterstützung meiner Familie, die – was auch immer ich anstelle – an mich glaubt, verdanke ich meine Power. Sie gibt mir den Mut, zu machen, was ich mache“, sagt Manuel Wester dankbar. Und was macht den Friseurberuf für ihn eigentlich so faszinierend?

Es ist schön für mich, eine Arbeit zu leisten, bei der ich das Ergebnis gleich sehe. Vielleicht ist meine Lieblingsdisziplin deshalb auch, verhunzte, schlecht gefärbte Haare wieder zu retten. Das macht mir unendlich viel Spaß, eben wegen des besonderen Vorher-Nachher-Effekts.

 Neben der Salonarbeit wird Manuel Wester für Modenschauen, Fotoshootings und Video-Drehs engagiert.  Auch auf TikTok ist er erfolgreich. Und natürlich ist er auch auf der TOP HAIR-Messe zu treffen, als Botschafter von Moroccanoil. Der Spaß am Haareschneiden und am Umgang mit Menschen, Fleiß und Durchhaltevermögen machen den Erfolg von Manuel Wester aus. Last but not least gehört dazu aber auch, dass er einer ist, der sich die Laune nicht verderben lässt. Für Manuel Wester ist das Glas immer halb voll und nie halb leer.

Text: Nikolas Feireiss // Fotos: privat, Ansgar Schwarz

Manuel Wester aus Berlin ist ein begeisterter Hairstylist, der mit Spaß und Unternehmungslust zeigt, wie vielfältig der Beruf sein kann.

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