Um zukunftsfähig zu bleiben, braucht es Veränderungen. Ralph Goldschmidt weiß, worauf es ankommt, damit Menschen JA sagen zum Wandel.
Inhaltsübersicht
- VUKA-Welt
- Es braucht Veranderungsbereitschaft
- Ohne Widerstand kein Wandel
- Konstruktiver Umgang mit Angsten
- Mit den Menschen statt gegen sie!
- Ralph Goldschmidt
Ende September Corona ließ uns eine kurze Verschnaufpause stand ich nach einem Vortrag bei einem Glas Riesling mit ein paar Unternehmern zusammen. Einer von ihnen sagte: Seien wir doch mal ehrlich: Der einzige Mensch, der sich nach Veranderung sehnt, ist ein Baby in vollgeschissenen Windeln. Hm, selbst da bin ich mir nicht so sicher. Ich habe selbst vier Kinder…
In fast allen Branchen geht es zur Zeit um Veranderung und (digitale) Transformation. Auch in der Friseurbranche haben Unternehmer*innen erkannt, dass sie in ihren Salons etwas andern mussen, um zukunftsfahig zu bleiben. Sie mochten innovativer und wettbewerbsfahiger werden und attraktiver fur gute junge Leute. Die Grundvoraussetzung dafur, dass das Umsetzen von Veranderungen gelingt, ist die Bereitschaft, sich uberhaupt auf Veranderungen einzulassen: das gefuhlte JA zum Wandel.
VUKA-Welt
Seit Jahren dreht sich die Welt nicht nur immer schneller, sie wird komplexer und chaotischer. Das macht sie unberechenbarer und weniger plan- oder gar kontrollierbar. Die Rezepte von fruher funktionieren immer weniger in der neuen, der sogenannten VUKA-Welt:
- volatil/unbestandig
- ungewiss
- komplex
- ambigue/mehrdeutig
Mehr noch: Es gibt keine Rezepte mehr.
Es braucht Veranderungsbereitschaft
Veranderungsbereitschaft wird fur Unternehmen immer wichtiger. Um zukunftsfahig zu sein, brauchen wir Unternehmer*innen daher den Mut, Neues auszuprobieren. Es geht darum, loszugehen und sich auf Unbekanntes einzulassen. Hierzu braucht es die Bereitschaft und den Mut moglichst vieler Beteiligter angefangen bei uns selbst als Unternehmer, bis hin zum Azubi. Doch, mal ehrlich, wie sieht es aus mit unserer eigenen Veranderungsbereitschaft?
Studien aus der Wissenschaft sind ernuchternd: Laut TU Munchen treibt nur jeder funfte Mitarbeiter notwendige Veranderungsprozesse voran, fast jeder zweite dagegen gilt als Bremser. Kein Wunder also, dass 70 bis 80 Prozent aller Change-Projekte nicht zum gewunschten Erfolg fuhren. Woran liegt es, dass so viele Menschen bei Veranderungen auf der Bremse stehen? Was ist die Hauptursache dafur, dass sie sich so schwertun? Dass sie im Widerstand sind, statt all die Chancen zu sehen, die in Veranderungen stecken? Dass sie jammern, statt zu jubeln?
Ganz einfach: Wenn ich als Mensch mit einer Veranderung konfrontiert werde, stelle ich mir bewusst oder unbewusst die Frage: Ist diese Veranderung auf irgendeine Art bedrohlich fur mich? Muss ich mich von lieb gewonnenen Gewohnheiten verabschieden? Habe ich Angst, dass ich das, was man von mir erwartet, nicht schaffe? Verliere ich Privilegien? Ist mein Status gefahrdet, gar mein Job?
Ohne Widerstand kein Wandel
Dieser Widerstand ist eine völlig normale Reaktion auf Veranderungen. Und tatsachlich ist es so, dass Sie da, wo es keinen Widerstand gibt, auch keine Veranderung erleben werden. Der Hauptgrund, warum Veranderungs-Vorhaben scheitern, liegt nicht am Widerstand Ihrer Mitarbeiter*innen an sich. Sondern am Umgang mit diesen Widerstanden. Die Haupt-Emotion, die hinter jedem Widerstand liegt, ist Angst! Naturlich stecken in jeder Veranderung auch Chancen. Doch der Appell Seht die Veranderung als Chance! funktioniert nicht, solange ein Mitarbeiter sie als Bedrohung empfindet und keine Lösung dafur sieht.
Konstruktiver Umgang mit Angsten
Was konnen Sie als Unternehmer und Chef tun, damit Sie und Ihre Mitarbeiter den Wandel mittragen, oder, noch besser, aktiv vorantreiben? Fur den Umgang mit Angsten ist es irrelevant, ob sie berechtigt sind. Fur Ihre Mitarbeiter*innen sind diese Angste subjektive Realitat. Einzig hilfreich ist ein konstruktiver Umgang damit: Es gilt, die Angste wahrzunehmen, zu benennen und auszusprechen. Nehmen Sie sie ernst und suchen Sie gemeinsam mit den Betroffenen eine Strategie zur Bewaltigung der von ihnen gefuhlten Bedrohung.
Mit den Menschen statt gegen sie!
Damit Veranderungen gelingen, brauchen Sie von Ihren Mitarbeitern ein gefuhltes JA! Vielleicht stellen Sie im nachsten Gesprach ja mal folgende Frage: Was braucht Ihre Seele, damit sie Veranderungen mittragen kann? Oder etwas weniger esoterisch klingend: Was brauchst du, damit du die Veranderungen ganz wichtig: mit einem guten Gefuhl im Bauch mitgehen kannst? Das mag eine ungewöhnliche Frage im Mitarbeitergesprach sein. Doch: Die alten Rezepte greifen möglicherweise auch in Ihrem Salon nicht mehr und vielleicht ist es an der Zeit, mutig neue Wege zu gehen.
Ralph Goldschmidt
Der diplomierte Sportwissenschaftler und Volkswirt coacht seit 20 Jahren vielbeschäftigte Leistungsträger und zählt zu den beliebtesten Rednern Deutschlands. Patentrezepte hat er keine. Aber eine Menge Wissen, viel Erfahrung und noch mehr Humor!