Das Friseurhandwerk ist weiter unter Druck!

04. Oktober 2024
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Der Zentralverband des Deutschen Friseurhandwerks (ZV) fasst in seinem „Branchenbericht 2023/24“ die Entwicklungen und Herausforderungen des Friseurhandwerks der vergangenen zwei Jahre zusammen und gibt einen Überblick über die wirtschaftliche Lage der Branche.

Inhaltsübersicht

Die wirtschaftliche Lage des Friseurhandwerks in Deutschland bleibt weiterhin angespannt, obwohl der Konsum im Bereich Schönheit und Körperpflege neue Höchststände erreicht hat. Das geht aus dem neuen Branchenbericht des Zentralverbands hervor.

„Laut aktuellen Statistiken steigen die Investitionen der Verbraucherinnen und Verbraucher in gutes Aussehen, doch die Branche kämpft zunehmend mit verschiedenen Herausforderungen. Der Nachwuchs- und Fachkräftemangel, Kundenzurückhaltung sowie wachsende Schwarzarbeit setzen dem Friseurhandwerk stark zu“, heißt es im ZV-Bericht.

2022 ein Plus von 19,4 Prozent erwirtschaftet

2022 konnte die Friseurbranche wieder an das Umsatzniveau vor Corona anknüpfen. Demnach haben die 52.334 umsatzsteuerpflichtigen Friseurunternehmen ein Plus von 19,4 Prozent bei den steuerpflichtigen Umsätzen erwirtschaftet: 7,07 Milliarden Euro. Dies sei insbesondere auf den Wegfall aller Corona-Schutzmaßnahmen im Verlauf des Jahres zurückzuführen, aber auch auf die steigende Inflation, die unumgängliche Preiserhöhungen mit sich zog.

Kund*innen verringern Besuchshäufigkeit

Trotz Umsatzplus stehe dem Ganzen eine angeschlagene Friseurbranche gegenüber. Konsument*innen hätten Vertrauen in die Kompetenz der rund 225.000 Schönheitsexpert*innen in Deutschland, die in über 80.000 Salons tätig sind. Und doch seien viele Kund*innen aktuell zurückhaltender. Nicht nur Corona habe das Konsumverhalten verändert, auch die wirtschaftlich schwierige Situation zwinge sie, ihre Besuchshäufigkeit zu verringern. Eine Abwärtsspirale, denn die Friseurbetriebe haben nur wenig Handlungsspielraum und werden zu Preisanpassungen gedrängt.

Im Jahresdurchschnitt 2023 zeigten die Preise für Friseurdienstleistungen ein Plus von 7,2 Prozent zum Vorjahr bei Damenhaarschnitten. Herrenhaarschnitte stiegen um 7,6 Prozent, Haarschnitte bei Kindern um 7,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das Preisniveau im Friseurhandwerk lag damit insgesamt oberhalb der allgemeinen Teuerungsrate in Deutschland von 5,9 Prozent.

Ausbildungssektor

Der Ausbildungsmarkt erhole sich weiter nur langsam von den erheblichen Rückgängen, die mit dem Ausbruch der Coronapandemie einhergingen. Im Jahr 2023 begannen 13.509 Auszubildende im Friseurhandwerk. Das entspricht einem Rückgang um 4,7 Prozent zum Vorjahr. Die Nachwuchsproblematik bleibe die größte Herausforderung für die Zukunft der Branche.

Weiterhin steigend sei der Anteil der männlichen Auszubildenden in der Branche mit einem Zuwachs von 7,6 Prozent (2.211 Neuverträge) im Vergleich zum Vorjahr und einem Gesamtanteil von 32,8 Prozent. Insgesamt ist die Entwicklung des Anteils der männlichen Auszubildenden im Friseurhandwerk sehr positiv, denn sie ist innerhalb der letzten zehn Jahre von 10 auf über 30 Prozent gestiegen. Der Friseurberuf bleibt für Berufseinsteiger*innen beliebt. Auf der Rangliste der ausbildungsstärksten Berufe rangiert das Friseurhandwerk gemessen an der Zahl der Neuverträge wie schon 2022 auf Platz 22. Unter den weiblichen Auszubildenden zählt es auf Platz 9 nach wie vor zu den TOP 10 der beliebtesten Ausbildungsberufe.

Ausblick

Prognosen für das Friseurhandwerk seien kaum kalkulierbar. Fest stehe, dass die Situation in der Branche auch 2025 weiter angespannt bleiben wird. Insbesondere die Nachwuchs- und Fachkräftegewinnung wird den Betrieben weiterhin große Sorgen bereiten, prophezeit der ZV.

Der Zustand der Deutschen Wirtschaft und die anhaltende pessimistische Sicht auf die wirtschaftliche Zukunft wird das Friseurhandwerk auch 2025 verstärkt spüren und den Druck auf die Betriebe deutlich erhöhen. „Die Politik ist in der Verantwortung, die Wirtschaft durch Entlastungen der Betriebe anzukurbeln und für ein kontinuierliches Wachstum und für Vertrauen in den Wirtschaftsstandort Deutschland zu sorgen. Der Zentralverband des Deutschen Friseurhandwerks fordert vor diesem Hintergrund mit Nachdruck politisches Umdenken und Unterstützung des Friseurhandwerks.“

Den gesamten Branchenbericht finden Sie hier.