2007 kamen sie als Flüchtlinge aus Tschetschenien. Heute sind die vier Brüder erfolgreiche Profi-Kampfsportler, gefragte Models und jetzt auch Friseurunternehmer mit ihrem neuen Salon J’adore Cut.
Inhaltsübersicht
- Vier Brüder auf dem Laufsteg
- Mode, Sport und Friseurbusiness
- Immer willkommen im Salon
- Bekanntheit für Positives einsetzen
- J’adore Cut bald auch für Damen
Wenn Djibril Dulatov erzählt, wie er mit 16 Jahren für das Modeln entdeckt wurde, hat man den Eindruck, er kann es auch heute noch nicht so ganz glauben. Bei einer Shoppingtour von seinem ersten verdienten Geld aus dem Nebenjob bei Netto, tippte ihm plötzlich jemand auf die Schulter. Die Mitarbeiterin einer internationalen Casting-Agentur lud ihn zu einem Testshooting ein. Ich schaute zuerst mal hinter mich, weil ich dachte, das sei die Versteckte Kamera. Mir war damals nicht bewusst, dass es überhaupt männliche Models gab, sagt er. Dem Vater zuhause ging es ähnlich. Die Mutter aber sagte ganz einfach: Lass ihn doch mal ausprobieren! Bis er dann tatsächlich davon überzeugt war, dass das Ganze mit rechten Dingen zuging, habe es aber noch ein paar Wochen gedauert, erinnert er sich schmunzelnd.
Vier Brüder auf dem Laufsteg
Umso schneller kam die Karriere dann in Gang. Kaum zwei Monate später und knapp drei Jahre nach der Flucht vor dem Krieg, fand sich Djibril Dulatov auf den großen Laufstegen wieder, lief für Gucci, McQueen, Diesel und andere bekannte Labels. Gucci-Sonnenbrillen, die er 2012 spaßeshalber beim Shoppen anprobiert hatte, präsentierte er nun selbst vor internationalem Publikum. Der gläubige Muslim nennt es Schicksal, und ist dankbar dafür, dass er damals diese Chance bekommen hat. Und auch für das, was für ihn und seine drei Brüder Islam, Tamerlan und Sulumbek noch folgen sollte. Denn über Facebook- und Instagram-Fotos wurde die Modewelt auch bald auf die jüngeren Geschwister aufmerksam. Mittlerweile sind alle vier bei einer der renommiertesten internationalen Modelagenturen unter Vertrag, arbeiten für Hugo Boss, Versace, Neil Barret oder Dolce & Gabbane.

Mode, Sport und Friseurbusiness
Was die vier Brüder aus Tschetschenien zu Shootingstars mit zehntausenden Instagram-Followern macht, ist jedoch vor allem die Kombi aus Modelbusiness und ihrer zweiten Leidenschaft: dem Kampfsport. In Vogue, Spiegel, Mens Health oder GQ erzählen sie mit viel Respekt vor dem großen Bruder, wie er sie über Boxen, Ringen und Kickboxen zu MMA gebracht hat. Mixed Martial Arts kann man sich als eine Kombination aus den drei Sportarten vorstellen – eine Vollkontaktsportart, in der die Brüder Erfolge feiern. Islam beispielsweise bereits als zweimaliger Europameister. Alle vier sehen ihre Zukunft im Sport, Djibril und Islam inzwischen im Profibereich. Was sie jedoch nicht daran hindert, auch noch andere Projekte anzustoßen, die bei den Dulatovs, ganz klar, immer Familienprojekte sind.

Immer willkommen im Salon
Eines dieser gemeinsamen Projekte war die Eröffnung von J’adore Cut, ihrem Herrensalon in der Düsseldorfer Charlottenstraße vor wenigen Monaten. Neben der auch bereits eröffneten Bar, J’adore Lounge, einem geplanten Restaurant sowie einem Gym, stand Friseur ganz oben auf der Liste. Wöchentlich zum Friseur zu gehen, gehört bei uns zum Beruf. Wir fühlen uns im Friseursalon einfach wohl, ist Djibrils spontane Antwort auf die Frage, warum die Wahl gerade auf diese Branche gefallen ist.
Vielleicht trug aber auch das Schülerpraktikum dazu bei, das er vor zehn Jahren im Salon von Guido Wagner auf der Düsseldorfer Kö absolviert hat. Auch dort mochte er die Atmosphäre, denn Friseure sind einfach sympathisch, strahlt er. Kein Wunder also, dass man die Brüder oft im J’adore Cut antrifft. Und so mancher junge Fan freut sich, wenn er zum Haarschnitt noch ein Selfie mit seinen Idolen machen kann. Dazu sind die Dulatovs immer geduldig, nahbar und freundlich bereit. Es gehört einfach ganz selbstverständlich dazu. Die Stimmung im Salon ist herzlich, man fühlt sich willkommen.

Bekanntheit für Positives einsetzen
Ein weiteres Herzensprojekt der vier Brüder, über das Djibril Dulatov erzählt, ist ein Gym für Jugendliche: Wir möchten über Profisport und Mode hinaus etwas Positives bewirken, Kids von der Straße holen und ihnen die Möglichkeit geben, bei uns zu einem bezahlbaren Preis Sport zu machen, schildert Manager Djibril die Ambitionen. Es soll dort Kampfsport trainiert werden, der Fokus aber ganz bewusst auf Deeskalation liegen. Wir wollen den jungen Leuten Werte vermitteln, wie Respekt und Anstand. Als Straßenkind weiß ich, wie schnell man in Konflikte gerät, das haben wir in Tschetschenien, aber auch hier erlebt.

J’adore Cut bald auch für Damen
Etwas schaffen, auf das man stolz sein kann, dieses Gefühl ist den Brüdern wichtig, egal, ob es der schöne Salon ist, das Gym für Jugendliche oder die coole Bar. Wenn die Corona-Situation endlich wieder leichter wird, möchten sie ihre Projekte so richtig ans Laufen bringen. Dann steht auch für den Salon noch etwas Neues auf dem Plan: Wir möchten mehr Stylisten einstellen und unsere Friseurdienstleistung im J’adore Cut bald auch für Damen anbieten. Die Branche freuts. Und wir von TOP HAIR drücken die Daumen!
Text: Susanne Vetter
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