18.05.2023

Über Generationen: die Meininghaus Akademie

In der „Meininghaus Akademie der Friseure“ lernen heute bereits die Kinder von ehemaligen Schüler*innen.

Das Engagement für den Friseurnachwuchs richtet sich in der „Meininghaus Akademie der Friseure“ im bayerischen Forchheim bereits auf die Zeit vor Beginn der Lehre. So gibt es sogenannte „Summer Sessions“ – Ferienkurse für angehende Azubis. „Denn“, so Axel Meininghaus, Leiter der Akademie, „wir werben dafür, dass bereits vor der Ausbildung eine Hinführung an den Beruf geschieht, auch, was soziale Kompetenzen angeht, die den Friseurberuf ja ausmachen.“ Angeregt wurden die beliebten Intensivkurse bereits vor 14 Jahren von Friseuren aus der Region, erzählt Meininghaus. Die Eltern strecken das Geld dafür vor, der Salon erstattet es dann zum Ausbildungsbeginn wieder zurück – eine gute Investition. Auch sonst bietet die Meininghaus Akademie neben den klassischen Aus- und Weiterbildungs-Seminaren einige Schmankerl, die sich an den Bedürfnissen der Branche orientieren: Kurse für „fachfremde Ehegatten“, die verstehen möchten, wie der Salon des Partners tickt, bzw. die im Bereich Organisation, Buchhaltung etc. unterstützen; Seminare für die Anwendung von Pflanzenhaarfarben und die Schulung in Calligraphy Cut gehören zum Repertoire der Ausbildungsstätte. „Fachlich soll man bei uns alle Stile und Techniken lernen. Denn jeder muss alles lernen, auch die Dauerwelle und die Steckfrisur. Dennoch wandeln sich unsere Kurse stetig. Denn ebenso wichtig wie klassische Ausbildungsbestandteile zu lehren, ist es, zu sehen, was kommt. Was ist Trend? Nach vorn zu schauen und am Puls der Zeit zu sein.“ Axel Meininghaus übernahm die Akademie 1988 von seinem Vater. Zuvor hatte der Junior einen anderen Weg eingeschlagen. Nach Friseurlehre und Meisterprüfung studierte Meininghaus Kunstgeschichte und Archäologie, kehrte dann aber während seiner Dissertation, als der Vater erkrankte, an die Akademie zurück. Die Entscheidung, in die Fußstapfen des Vaters zu treten, hat er nie bereut.

Familiensinn und Qualitätsanspruch

Und so einiges, was er sich im Studium angeeignet hat, kann er auch in der Akademie anwenden. „Ich war vor dem Studium ein sehr schüchterner Junge, hatte keinen Glauben an mich selbst. Im Studium habe ich gelernt, zu sprechen und mich zu präsentieren und habe Selbstbewusstsein gewonnen. Das möchte ich auch an die jungen Menschen hier weitergeben.“ Neben dem hohen Qualitätsanspruch steht der familiäre Gedanke, der Gemeinschaftssinn, ganz oben bei Meininghaus. War es dem Vater schon wichtig, die Jungen durch seine Seminare aus ihrem gewohnten Umfeld herauszuholen, hat der Sohn dies weiter intensiviert.

Gemeinsames Singen am Morgen, Opern-, Theater- und Ausstellungsbesuche, Kino, Fitness und Exkursionen an den Wochenenden sind Aktivitäten, die bei den halbjährigen Intensivkursen dazugehören. Untergebracht sind die Lehrlinge bei Familien in der Umgebung. An die Akademie angeschlossen sind drei Salons. Einer in Bamberg und einer in München, die jeweils von Neffen von Axel Meininghaus geleitet werden, und einer in Forchheim, wo auch die Akademie ist. Die Arbeit im Salon gehörte für den Schulleiter bis vor Kurzem selbst zum Alltag. „Für mich ist es wichtig, vor allem den Schüler*innen in den Meisterkursen die Praxis, die Realität vorzuführen. So zeige ich Zahlen und berichte, wie es wirklich im Salon abläuft“, erzählt er.

Axel Meininghaus möchte sich in den kommenden Jahren nach und nach aus der Akademie zurückziehen. Der 67-Jährige hat bereits zwei seiner Trainer zu Geschäftsführern ernannt. „Ich möchte die Schule so übergeben, dass alles top funktioniert. Jeder, der herkommt, fühlt sich wohl. Das soll so bleiben – und natürlich nie nur an den Persönlichkeiten liegen, sondern ebenso an der Qualität“, schmunzelt Axel Meininghaus.

Über die Meininghaus Akademie

Im Jahr 1958 gründete Lothar Meininghaus, Friseurmeister, Erfinder und Pädagoge aus Leidenschaft, im fränkischen Forchheim die Ecole Internationale d’Antonio de Paris, Sektion Deutschland. Mit dem Star-Coiffeur Antonio brachte er Pariser Chic in die Friseurszene der deutschen Nachkriegsjahre. Aus aller Welt kamen Friseur*innen in die schließlich umbenannte neue Meister- und Werkschule IFS Meininghaus. Seit 1988 lenkt Sohn Axel Meininghaus die Geschicke der heutigen „Meininghaus Akademie der Friseure“. Acht Seminarräume auf über 500 Quadratmetern stehen den derzeit acht Trainern für ihre Seminare und Trainings zur Verfügung. Es gibt rund 25 verschiedene Seminarangebote, die sich in die Bereiche „Ausbildung Basic“, „Weiterbildung Classic“, „Weiterbildung Advanced“ und „Prüfung Professional“ gliedern. An die Akademie angeschlossen sind drei eigenständig geführte Salons sowie ein eigener Großhandel.